The Notebooks of Schubert Ogden

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The best single passage I know for clarifying Bultmann's alleged "skepticism" -- what it is and what it isn't -- is the following from Die Erforschung der synoptischen Evangelien: 41 f.:

Die Untersuchung der Jesusworte führt also in eine große Unsicherheit hinein, aber sie endigt nicht in völliger Skepsis. Auf keinen Fall ist man nun den Konstruktionen derer ausgeliefert, die bezweifelfn oder bestreiten, daß Jesus überhaupt je gelebt habe. Man muß sich klar machen, daß die geschichtliche Größe, die wir in der Überlieferung zunächst erfassen können, die äIteste Gemeinde ist. Wir sehen weiter, daß das Bild dieser Gemeinde charakteristische Züge eines neuen Geistes aufweist, der sich mit eigener geschichtlicher Kraft aus dem Judentum Iosringt; und wir sehen endlich, daß diese Gemeinde sich bewudaßt ist, ihre Existenz und ihren geistigen Gehalt dem Wirken Jesu zu verdanken. Durch das Medium der Gemeinde hindurch erscheint also das Bild der geschichtlichen Gestalt Jesu. Können wir auch nicht mehr mit Sicherheit den Umfang der echten Jesusworte feststellen, so können wir doch die Schichten der Überlieferung unterscheiden; und wenn wir in vorsichtiger historischer Arbeit die sekundären Schichten von dem Überlieferungsstoffe ablösen, so geht es nicht wie beim Ablösen der Schalen einer Zwiebel, daß nichts übrig bleibt, sondern je weiter man dringt, desto mehr nähert man sich, als dem Zentrum, jener eigenen geschichtlichen Kraft. Die Schichten, die um dies Zentrum gelagert sind, sind als ihre geschichtlichen Wirkungen zu beurteilen, sei es, daß sie als ihre direkten Ausstrahlungen verständlich sind, sei es, daß sie als ihre gebrochene Wirkung in einem andersartigen geschichtlichen Stoff zu deuten sind. Es darf nicht geleugnet werden, daß auch hier viele Unsicherheiten bleiben, daß die hier zu leistende geschichtliche Arbeit weder vollendet ist, noch je in absolut sicheren Ergebnissen ihren Abschluß finden kann. Aber wenn die Arbeit nach klaren Methoden getan wird, kann sie nicht zu völliger Skepsis führen. Auf eines muß man freilich verzichten: der Charakter Jesu, das anschauliche Bild seiner Persönlichkeit und seines Lebens ist für uns nicht mehr erkennbar. Aber das Wichtigere ist oder wird immer klarer erkennbar: der Inhalt seiner Verkündigung. Bleibt man sich immer bewußt, daß nie für ein einzelnes Jesuswort der bestimmte Beweis seiner Echtheit zu führen ist, so darf man doch auf eine ganze Reihe von Worten der äItesten Traditionsschicht hinweisen, die ein Bild von der geschichtlichen Verkündigung Jesu vermitteln.

29 May 2006

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